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Gesundheit

Bandscheibenvorfall LWS Übungen zur Schmerzreduktion & Mobilität

Gabriel Dabbagh Physiotherapeut
Gabriel Dabbagh
15.12.2025
8 Min. Lesezeit

Das Wichtigste in Kürze:

Ein Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule (LWS) zählt zu den häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen im unteren Rücken. Beschwerden wie Taubheitsgefühle, Bewegungseinschränkungen oder ausstrahlende Schmerzen in Beine und Gesäß können die Folge sein – vor allem bei Druck auf die Nervenwurzeln.

Gezielte Übungen bei einem Bandscheibenvorfall können den Heilungsprozess aktiv unterstützen: Sie verbessern die Beweglichkeit, fördern die Durchblutung, reduzieren Fehlbelastungen und stärken die stabilisierende Muskulatur. Entscheidend ist dabei die richtige Auswahl, Dosierung und Ausführung – abgestimmt auf die jeweilige Phase der Genesung.

Der Beitrag zeigt, welche Übungen bei einem Bandscheibenvorfall LWS sinnvoll sind, worauf Patienten achten sollten und wie man durch physiotherapeutisch fundiertes Training wieder mehr Mobilität und Lebensqualität gewinnt – ohne unnötige Belastung oder Risiko.

Bewegung trotz Bandscheibenvorfall

Ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule (LWS) gilt als eine der häufigsten Diagnosen in orthopädischen und physiotherapeutischen Praxen. Dabei entsteht durch eine Schwächung oder einen Riss des äußeren Faserrings (Anulus fibrosus) ein Austritt von Gallertkernmaterial (Nucleus pulposus), das auf umliegende Nervenwurzeln drücken kann – mit möglichen Symptomen wie Schmerzen, Taubheitsgefühlen oder Muskelschwäche in Beinen und Gesäß.

Warum hilft Bewegung?

Früher galt die Empfehlung, sich bei einem Bandscheibenvorfall möglichst zu schonen. Heute weiß man: Inaktivität verschlechtert die Prognose. Durch langes Sitzen, Schonhaltung oder vollständige Ruhigstellung baut sich die Muskulatur ab, die Durchblutung nimmt ab, und entzündungsfördernde Prozesse können sich verstärken. Das Ergebnis: Chronische Beschwerden, Instabilität und ein verzögerter Heilungsverlauf.

Zielgerichtete Bewegung, angepasst an das Beschwerdebild und die Heilungsphase, wirkt dem entgegen – unter anderem durch:

  • Entlastung der betroffenen Wirbelsäulenstrukturen
  • verbesserte Versorgung der Bandscheiben
  • Reduktion von Muskelverspannungen
  • Schmerzlinderung durch aktive Mobilisation

Rolle der Physiotherapie

Physiotherapeuten entwickeln individuelle Übungsprogramme zur Entlastung und Stabilisierung der LWS – unter Berücksichtigung von:

  • Schmerzintensität und funktioneller Einschränkung
  • aktuellen Befunden (z. B. MRT, neurologische Tests)
  • Begleitsymptomen wie Ausstrahlung, Lähmungen oder Bewegungseinschränkungen

Zum Einsatz kommen dabei gezielte Dehnübungen, Haltungsschulung, krankengymnastische Techniken sowie aktive Übungen zur Muskelaktivierung, u. a. auch die bewährte Katze-Kuh-Übung zur Mobilisierung der Wirbelsäule.

Wussten Sie schon?

Bewegung beeinflusst die Heilung von Bandscheibenvorfällen messbar. Entgegen früherer Annahmen ist Schonung oft kontraproduktiv.

Regelmäßige, kontrollierte Aktivität fördert die Rückbildung des Prolaps aktiv und kann operative Eingriffe häufig vermeiden helfen.

  • Messbare Heilung
  • Natürliche Rückbildung
  • Vermeidung von OPs

Welche Übungen bei einem Bandscheibenvorfall LWS geeignet sind

Nicht jede Übung ist bei einem Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule sinnvoll – und manche können sogar schaden. Entscheidend ist, in welcher Phase der Heilung sich der Patient befindet, welche Symptome dominieren (z. B. akute Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Muskelschwäche) und ob bereits eine ärztliche oder physiotherapeutische Einschätzung vorliegt.

Eine gute Übungsauswahl orientiert sich immer am therapeutischen Ziel: Schmerzlinderung, Mobilität, Stabilisierung oder Rückfallprophylaxe. Die nachfolgende Tabelle zeigt, welche Übungen in welcher Phase zielführend sind – und worauf zu achten ist:

Übungen je nach Heilungsphase und Zielsetzung

PhaseZielGeeignete Übungen
Akutphase (1–2 Wochen)Entlastung, Schmerzlinderung✔ Lendenwirbelsäule entlasten in Rückenlage ✔ Atemübungen mit Core-Aktivierung ✔ leichte Mobilisation (z. B. Katze-Kuh-Übung)
Aufbauphase (ab Woche 3)Beweglichkeit & Muskelaktivierung✔ Beckenkippen in Rückenlage ✔ Brücke mit kurzen Haltezeiten ✔ kontrollierte Bauchmuskelaktivierung (z. B. Hollow Hold light)
Stabilisierungsphase (ab Woche 6)Rumpfstabilität, Rückfallprophylaxe✔ Seitstütz mit abgelegten Knien ✔ Vogel-Hund-Übung (Bird Dog) ✔ kontrolliertes diagonales Beinheben aus Rückenlage

Ärztliche und therapeutische Abstimmung

Die Auswahl der Übungen sollte immer mit einem Arzt oder Physiotherapeuten abgestimmt werden – vor allem bei:

  • akuten neurologischen Symptomen (z. B. Lähmungen, Taubheit in Beinen oder Gesäß)
  • Unsicherheit über den Schweregrad des Vorfalls (z. B. MRT-Befund, Prolapsgröße)
  • begleitenden Erkrankungen (z. B. Osteoporose, Bandscheibenoperation)

Ein individuell angepasstes Übungsprogramm reduziert nicht nur Schmerzen, sondern verbessert die Körperwahrnehmung und das Selbstvertrauen im Umgang mit Bewegung deutlich.

Effektive Übungen bei einem Bandscheibenvorfall

Die folgenden Übungen eignen sich besonders zur Förderung von Beweglichkeit, zur Stabilisierung der Lendenwirbelsäule und zur Entlastung gereizter Strukturen. Sie sind einfach umsetzbar, physiotherapeutisch fundiert und können je nach Schmerzstatus angepasst werden.

🟠 Katze-Kuh-Übung (Mobilisation der Wirbelsäule)

Warm-up: Ruhige Atemzüge im Vierfüßlerstand zur Wahrnehmung des Rückens

Ausführung:

  • Startposition im Vierfüßlerstand (Hände unter Schultern, Knie unter Hüften)
  • Beim Einatmen: Rücken durchhängen lassen, Kopf leicht heben („Kuh“)
  • Beim Ausatmen: Rücken rund machen, Kopf Richtung Brust ziehen („Katze“)
  • Bewegungen fließend ausführen, ohne ruckartiges Bewegen

🔁 Wiederholungen: 10–12 Wiederholungen, 2–3 Durchgänge

🟠 Beckenkippen in Rückenlage (Mobilisation & Wahrnehmung)

Warm-up: 1–2 Minuten flach auf dem Rücken liegen, Füße aufgestellt

Ausführung:

  • Rückenlage, Beine angestellt im 90°-Winkel
  • Beim Ausatmen: Becken leicht nach hinten kippen, Lendenwirbelsäule sanft in die Matte drücken
  • Beim Einatmen: Becken wieder neutral positionieren (leichtes Hohlkreuz)
  • Kein Schwung, Bewegung kommt aus der tiefen Bauch- und Beckenmuskulatur

🔁 Wiederholungen: 10–15 Wiederholungen, 2–3 Sätze

🟠 Vogel-Hund-Übung (Stabilisation)

Warm-up: Mobilisation mit Beckenpendeln im Vierfüßlerstand

Ausführung:

  • Vierfüßlerstand, Arme unter Schultern, Knie unter Hüften
  • Ein Bein nach hinten strecken, gleichzeitig den gegenüberliegenden Arm nach vorn heben
  • Rücken bleibt stabil, Becken möglichst nicht verdrehen
  • Position 3–5 Sekunden halten, dann langsam zurückführen

🔁 Wiederholungen: 6–8 Wiederholungen pro Seite, 2 Sätze

Tipp für die Anwendung

Die Übungen sollten stets schmerzfrei und kontrolliert durchgeführt werden. Achten Sie auf die Signale Ihres Körpers.

Bei akuten Symptomen oder Unsicherheiten empfiehlt sich dringend die Begleitung durch eine geschulte Fachkraft, um Fehlbelastungen zu vermeiden.

Diese Fehler bei Bandscheibenvorfall-Übungen vermeiden

Auch wenn Bewegung bei einem Bandscheibenvorfall ausdrücklich empfohlen wird – falsches Training kann die Beschwerden verstärken oder die Heilung verzögern. Viele Patienten orientieren sich an unspezifischen Videos, übernehmen allgemeine Methoden oder setzen sich zu früh zu hoher Belastung aus.

Damit genau das nicht passiert, sollten folgende Fehler unbedingt vermieden werden:

Diese Fehler sollten Sie vermeiden

Um den Heilungsprozess nicht zu gefährden, ist die korrekte Ausführung essenziell. Achten Sie besonders auf folgende Stolperfallen:

  • Zu früh zu viel: Übungen in der Akutphase können Schmerzen verstärken.
  • Unspezifische Videos: Nicht alle Online-Übungen sind für Ihren individuellen Befund geeignet.
  • Keine ärztliche Rücksprache: Besonders nach einer OP oder bei neurologischen Symptomen riskant.
  • Fehlhaltung: Vermeiden Sie z. B. ein Hohlkreuz oder seitliches Abkippen beim Training.
  • Zu große Amplitude: Dynamik ist gut – aber nur, solange die Stabilität gewährleistet ist.

Rücken stärken & Rückfall vorbeugen

Ein Bandscheibenvorfall ist nicht nur ein akutes Ereignis – sondern auch ein Signal für strukturelle Schwächen, muskuläre Dysbalancen oder ungünstige Bewegungsgewohnheiten. Deshalb ist es entscheidend, nach der Akut- und Aufbauphase nicht einfach „aufzuhören“, sondern gezielt weiter zu trainieren – mit Fokus auf Stabilität, Haltung und alltagsrelevante Bewegungskompetenz.

Rumpfstabilität gezielt verbessern

Die tiefliegende Rumpfmuskulatur (u. a. der Musculus transversus abdominis, multifidi und Beckenboden) spielt eine zentrale Rolle für die Stabilität der Lendenwirbelsäule. Ein funktionierendes Zusammenspiel dieser Muskeln entlastet die Bandscheiben, verbessert die Haltung und beugt Überlastung vor.

Geeignet sind z. B.:

  • Übungen im Vierfüßlerstand mit diagonaler Streckung
  • isometrische Halteübungen wie der Unterarmstütz (Plank, angepasst)
  • kontrollierte Rotation mit elastischem Band oder Therapieball

Alltag aktiv gestalten

Neben dem Training ist auch Bewegungsverhalten im Alltag entscheidend – insbesondere für Menschen mit sitzender Tätigkeit. Folgende Maßnahmen helfen, die Wirbelsäule zu entlasten und Rückfälle zu vermeiden:

  • Regelmäßige Bewegungspausen im Arbeitsalltag
  • Dynamisches Sitzen mit wechselnden Positionen
  • Ergonomischer Arbeitsplatz (z. B. höhenverstellbarer Stuhl, Bildschirmhöhe)
  • Richtiges Heben mit aktivem Einsatz der Beine und stabiler Rumpfspannung

Jetzt aktiv werden – für einen schmerzfreieren Rücken

Ein Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule ist kein Grund zur Resignation – sondern der ideale Zeitpunkt, gezielt zu handeln. Individuell angepasste Übungen, physiotherapeutische Begleitung und eine alltagsnahe Bewegungstherapie können nicht nur Beschwerden lindern, sondern auch die Rückengesundheit langfristig stärken.

In der Privatpraxis Gabriel Dabbagh begleiten wir Sie mit moderner Diagnostik, funktionellen Übungskonzepten und multimodalen Therapieansätzen – immer individuell abgestimmt auf Ihre Symptomatik und Ihre Ziele.

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Wir sind für Sie da.

Häufig gestellte Fragen

Welche Übungen sind bei einem Bandscheibenvorfall der LWS besonders geeignet?

Geeignet sind vor allem Übungen, die die Tiefenmuskulatur aktivieren und die Lendenwirbelsäule entlasten, wie z. B. Beckenkippen, die Katze-Kuh-Übung oder der Bird Dog. Diese fördern die Durchblutung des Gallertkerns und reduzieren den Druck auf den gereizten Faserring – ohne die Nervenstrukturen zusätzlich zu reizen. Wichtig ist eine langsame, kontrollierte Ausführung ohne Schwung.

Was darf man bei einem Bandscheibenvorfall LWS auf keinen Fall machen?

ermeiden sollten Sie vor allem ruckartige Bewegungen, Rotationen unter Last, sowie Überstreckungen oder schweres Heben mit rundem Rücken. Auch bestimmte Sportarten oder Übungen (z. B. Sit-ups, Langhantel-Kreuzheben) können je nach Phase der Genesung zu einer Reizung führen. Im Zweifel ist eine Abstimmung mit Physiotherapie oder Arzt unerlässlich – besonders nach einer Operation.

Welche Position entlastet die Bandscheiben am besten?

Die sogenannte Stufenlagerung ist eine bewährte Position zur akuten Entlastung: Rückenlage, Unterschenkel im 90°-Winkel auf einem Stuhl oder Kasten abgelegt. Diese Haltung reduziert den Druck auf die Wirbelkörper und sorgt für eine Entspannung der Rückenmuskulatur, was häufig zu einer spürbaren Schmerzlinderung führt – insbesondere bei LWS-Bandscheibenvorfällen.

Sind Dehnübungen sinnvoll bei Bandscheibenvorfällen?

Ja – allerdings nur zielgerichtet und symptomorientiert. Sanfte Dehnübungen können helfen, muskuläre Spannung zu reduzieren, etwa im Bereich der Hüftbeuger, Oberschenkelrückseite oder Lendenfaszie. Wichtig ist, dass die Dehnung nicht in den Schmerz „hinein“ erfolgt und stets mit der Atmung koordiniert wird. Bei akuten Vorfällen sollte vorher ärztlich abgeklärt werden, welche Dehnreize individuell sinnvoll sind.

Physiotherapeut Gabriel Dabbagh
Gabriel Dabbagh
Gabriel Dabbagh ist ein staatlich geprüfter Physiotherapeut mit einem nahezu unerschöpflichen Erfahrungsschatz.

Durch seine Tätigkeit bei den Fußballern des VfB Stuttgart und der Stuttgarter Kickers konnte er seine Fähigkeiten auf höchstem Niveau weiterentwickeln.

Seit September 2014 führt er seine eigene Privatpraxis und bietet für jedes körperliche Problem die passende und wohltuende Lösung an.

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